U-S-C Geschäftsführer Reiner im Interview zu Microsofts letztem Streich gegen die Gebrauchtsoftwarebranche
U-S-C Geschäftsführer Peter Reiner nahm Ende Juli im Gespräch mit Dr. Stefan Riedl, leitender Redakteur von IT-Business, Stellung zur jüngst erfolgten Änderung der Produktbestimmungen in den Volumenlizenzverträgen von Microsoft.
Seit 1. Mai ist die Gebrauchtsoftware-Branche in Aufruhr. Ist es dem seit fast fünf Jahrzehnten herrschenden IT-Riesen mit Sitz in Redmond endlich gelungen, späte Rache zu nehmen für das 2013 durch den Bundesgerichtshof bestätigte Urteil des Europäischen Gerichtshofs in der Causa der Gültigkeit des Handels mit gebrauchter Software zugunsten der Branche?
Wir erinnern uns: Nicht erst seit kurzem laufen namhafte US-amerikanische Softwarehersteller gegen die vor allem europäische Praxis an, nicht mehr aktuelle Lizenzen aus On-Premises-Lizenzen mit Software Assurance (SA) gebraucht zu verkaufen. Während das gegenständliche Geschäft seit der Jahrtausendwende in unseren Breiten florierte, gab es hierfür in den USA aufgrund fehlender Rechtsprechung letztlich keinen Markt.
Bis zum Stichtag war es Volumenlizenzbesitzern möglich unter Verwendung der Software Assurance in die Cloud umzusteigen und im Anschluss daran die nicht mehr benötigten unbefristeten Lizenzen weiterzuverkaufen. Dies war eine über Jahre hinweg gängige und durchaus erfolgreiche Maßnahme zur Kapitalbeschaffung. Dem hat Microsoft vorläufig einen Riegel vorgeschoben. Wer auf diese Weise Abo-Lizenzen aus der Cloud zieht muss die unbefristeten Lizenzen in Zukunft halten.
Allerdings, so Reiner, dürfte Microsoft bei der Erstellung des vergünstigten Einstiegs in das Abo-Modell Microsoft 365 ein Fehler unterlaufen sein. Denn obwohl die umgestiegenen Unternehmen im Rahmen des Angebots ermäßigt auf das Miet-Modell zugreifen konnten, besaßen diese dann trotzdem noch eine gebrauchte Office-Lizenz inklusive Software Assurance zum Weitervertrieb. Daher kann der U-S-C Geschäftsführer bei aller Kollegialität die Klagen des Mitbewerbs nicht nachvollziehen.
Statt des Verlusts eines Geschäftsfelds sieht Reiner die Erweiterung des Dienstleistungsportfolios für den Gebrauchtsoftwarehandel gekommen wie angebracht: Lizenzberater haben jetzt Hochsaison. Immerhin lässt sich beim Umstieg von On-Premises-Lizenzen auf das neue Modell Microsoft 365 zumindest Geld sparen, wenngleich nicht unter dem Enterprise Agreement. Dies bedeutet auf der einen Seite zwar den Verlust von Downgrade-Rechten sowie Einschränkungen beim Virtuell Desktop, andererseits stehen dem Kunden nach Umstieg auf Microsoft 365 weiterhin Office-Lizenzen zum Weiterverkauf zur Verfügung.
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Lizenzhändlers Werk und Microsofts Beitrag
24.07.2020 | Autor: Dr. Stefan Riedl